Design-Prozess Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion + Interview Gorden Wagener

Wie aufwändig es ist ein Forschungsfahrzeug wie den F 015 Luxury in Motion zu konzipieren sieht man in dem Video Design-Prozess. Vom Reißbrett bis hin zur 3D-Visualisierung ist alles dokumentiert.

Gorden-Wagener

Gorden Wagener ist Daimler Designchef und leitet leitet seit Mitte 2008 den weltweit tätigen Designbereich der Daimler AG. Nachfolgend das Interview mit ihm über den neuen F 015 Luxury in Motion:

Herr Wagener, wenn Sie an die Konzeptphase zurückdenken – was waren die entscheidenden Parameter für den F 015 Luxury in Motion?

Unter der Prämisse des autonomen Fahrens hatten wir die Vision eines Automobils, das in Gestalt einer großen, sehr progressiven sowie höchst ästhetischen Limousine den Mercedes-typischen „modernen Luxus“ in allen Facetten erlebbar macht. Wir wollten ein luxuriöses Fahrzeug mit Lounge-Ambiente im Interieur entwerfen, das Sinnlichkeit und Klarheit auf ganz besondere Weise vereint, Intellekt und Emotion gleichermaßen anspricht und so eine natürliche Anziehungskraft entfaltet. Darüber hinaus sollte es mit seinem Exterieur seinen visionären, zukunftsweisenden Charakter schon auf den ersten Blick signalisieren.

Neue Freiheiten in der Gestaltung – wie hat das Designteam diese genutzt?

Der F 015 Luxury in Motion zeigt mit dem gestreckten Monovolumen eine extrem progressive Formensprache. Die totale Integration der „Space-Flow“-Silhouette ist revolutionär. Eine straffe Linie läuft vom Grill über das Dach ins Heck und integriert so die klassischen Komponenten Haube, Kabine und Kofferraum in ein Volumen. Im Innenraum hatten wir die Freiheit, ein üppiges Raumangebot mit einem luxuriösen, modernen Lounge-Charakter zu schaffen, das dank rundum integrierter Displays einen kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen dem Fahrzeug, den Passagieren und der Außenwelt ermöglicht.

Welches sind die gestalterischen Kernelemente, die das neue Forschungsfahrzeug von Mercedes-Benz unverwechselbar machen?

Mit unserer Formensprache der sinnlichen Klarheit haben wir eine einzigartige, progressive Ästhetik geschaffen. Neben der totalen Integration der „Space-Flow“-Silhouette, machen vor allem die außergewöhnlichen Proportionen den F 015 Luxury in Motion auf den ersten Blick unverwechselbar. Auch die Front drückt in ihrem Design unmissverständlich aus, dass es sich um ein völlig neuartiges Fahrzeug handelt. Sämtliche Leuchtfunktionen sind innerhalb einer dominanten Mercedes-Grillkontur vereint. Dies bietet nicht nur die Möglichkeit, den Grill als Markenzeichen über die gesamte Front zu erweitern und ihn somit als alleiniges Gestaltungselement prominent zu inszenieren, es macht ihn gleichzeitig als digitales Display nutzbar.

Welche Aufgaben sind dem LED-Kommunikationsfeld zugedacht?

Es hat im Wesentlichen zwei übergeordnete Aufgaben. Über die dreidimensionalen LED-Felder können zum einen unterschiedliche Leuchtfunktionen dargestellt werden, zum anderen kommuniziert und interagiert das intelligente Fahrzeug über sie mit der Außenwelt. Es zeigt zum Beispiel an, ob es sich im blauen, autonomen oder im weißen, manuellen Fahrmodus befindet, oder wenn es einen Fußgänger am Straßenrand wahrgenommen hat. Die gleiche Kommunikationsfähigkeit bietet das große LED-Modul im Heck auch für den nachfolgenden Verkehr.

Der F 015 Luxury in Motion wirkt von außen wie ein monolithisches, skulpturhaftes Objekt. Wie hat das Designteam diesen Charakter erzeugt?

Den monolithischen Exterieur-Auftritt – wie aus einem Guss – haben wir insbesondere durch den Verzicht auf eine konventionelle Scheibengrafik erzielt. Die flächenbündig eingesetzten Seitenscheiben wirken dank einer besonders feinmaschigen Rasterung auf der Oberfläche fast wie verspiegelt. Durch die farbliche Annäherung an die technisch und kühl wirkende Alubeam-Lackierung der Außenhaut gehen sie beinahe unmerklich in die Karosserie über. Dazu kommt, dass weder Außenspiegel noch sichtbare A-, B- oder C-Säulen den Gesamteindruck einer sinnlichen, objekthaften Skulptur beeinträchtigen. Auch das Türsystem gibt sich von außen nur dezent durch schmale Linien zu erkennen. Das Fahrzeug verkörpert eine maximale Reduktion auf eine besonders emotionale Art und Weise.

Wie unterscheidet sich die Designsprache des Exterieurs von der des Interieurs, wo verbinden sich beide?

Sowohl beim Exterieur als auch beim Interieur haben wir den Kern unserer Designphilosophie – die Verbindung von Sinnlichkeit mit Klarheit – deutlich zum Ausdruck gebracht. Beim Exterieur stand für uns dabei ein futuristisch anmutender Auftritt im Vordergrund, der den visionären Charakter des F 015 Luxury in Motion unverwechselbar und unmissverständlich visualisiert. Fließende Linien stehen dabei im Kontrast zum monolithischen, skulpturhaften Karosseriekörper. Im Interieur haben wir uns auf Komfort, ein außergewöhnliches Raumgefühl und den luxuriösen Lounge-Charakter fokussiert. Die Displays zur fließenden Rundum-Information und Interaktion verknüpfen die analoge mit der digitalen Welt. Die Lounge-Chairs vermitteln mit ihrem Kontrast aus weißem Softleder und hochglanzpoliertem Alumini-um die Verbindung von Sinnlichkeit und Klarheit auf ganz spezielle Weise. Und das innovative Türsystem mit seinen gegenläufig weit öffnenden Portalen stellt ganz konkret die Verbindung zwischen Exterieur und Interieur her.

Welches ist Ihr persönliches Lieblingsdetail?

Das ist bei all den Highlights des Fahrzeugs schwierig zu beantworten. Ich denke, dass wir mit dem F 015 Luxury in Motion die perfekte Symbiose der virtuellen und der realen Welt geschaffen und die intelligentesten Lösungen höchst ästhetisch gestaltet haben. Mit diesem Fahrzeug haben wir den Luxus der Zukunft definiert.

Gorden Wagener (46) leitet seit Mitte 2008 den weltweit tätigen Designbereich der Daimler AG. Unter seiner Leitung wurde 2009 unter anderem eine neue Design-Strategie für Mercedes-Benz entworfen, die kontinuierlich weiter-entwickelt wird. Wagener hat zunächst an der Universität Essen Industrial Design studiert, bevor er sich am Royal College of Art in London auf Transpor-tation Design spezialisierte. 1997 trat Wagener bei Daimler ein, verantwortete verschiedenste Funktionen und übernahm im Jahr 2006 die Leitung des US-Designstudios von Mercedes-Benz in Los Angeles/Kalifornien. 

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