Die Sanierung eines über 100 Jahre alten Stadthauses haben die Radius Ingenieure durchgeführt: In den Wohnviertels der ehemaligen kurpfälzischen Residenzstadt beherrscht der Gründerzeitstil mit seinen typischen Zierelementen das architektonische Bild. Sie werden bestimmt von Villen und Stadthäusern mit viel Grün. Genau hier, in einem lebendigen, gewachsenen Innenstadtviertel, kaufte die Familie ein altes Haus aus dem Jahre 1906, das flankiert von einem klassizistischen Gebäude aus rotem Sandstein und einer Villa, die das wohlhabende Bürgertum früherer Zeiten widerspiegelt, eine unscheinbare Mitte bildete. Dieser Optik stand das neue Gestaltungskonzept entgegen: Zwar wurde die klare Grundform übernommen, aber umgewandelt in die reduzierte Ästhetik modernen Bauens mit Flachdach, Kubusform und Treppenanbauten sowie Materialien die moderne Frische repräsentieren. Die minimalistische Bauweise repräsentiert die neue Großzügigkeit und schlichte Eleganz heutiger Architektur.
Die größten Veränderungen finden sich im Inneren des Hauses. Betritt man das Haus durch den Windfang, rückt der Gedanke an Ökologie in den Hintergrund. Denn das moderne Interieur repräsentiert Großzügigkeit und Wohnlichkeit bis ins kleinste Detail. Man befindet sich mittendrin in einem besonderen Raumerlebnis, welches die schlichte Eleganz des Äußeren um Wärme und Gemütlichkeit ergänzt. Dank der runden Öffnungen der Haustür – ebenfalls ein Eigenentwurf von Carina Krey – und dem beleuchteten Glasschlitz stellt bereits der Windfang einen Bezug nach Außen dar und vermittelt doch ein familiäres Bild. Eine Glastür gibt den Blick in das 144 qm große Erdgeschoss frei. Aufmerksamkeit wecken die enorme Raumhöhe von 3,30 m sowie die langen Blickachsen und die natürliche Helligkeit. Dort, wo früher eine dunkle Eingangshalle war, zieht jetzt ein multifunktionaler Polsterkubus in mitten des offenen Wohnbereichs die Blicke auf sich. Ein außergewöhnliches Möbelobjekt, das das ganze Erdgeschoss prägt.
Dieser 4m x 4,50m große, mit cremefarbenem Polster überzogene Kubus steht im Wohnfokus und das tägliche Leben spielt sich rund herum ab. Er beherbergt viele mittelbare Möbelfunktionen des täglichen Lebens und spiegelt dabei den Sinn der jeweiligen Raumausrichtung wider. Zum Sofa hin übernimmt der Kubus die Funktion einer klassischen Wohnzimmerschrankwand mit Beleuchtung. Ein integrierter Kamin ersetzt den Fernseher. Die zur Küche gerichtete Seite bietet zudem viel Stauraum sowie eine im geschlossenen Zustand unsichtbare Tür zur 6 qm großen Vorratskammer. Zur Terrasse gerichtet findet sich ein versteckter Schrankarbeitsplatz mit einer aufgehängten, höhenverstellbaren Eichenplatte als Schreibtisch. Wenn die Türen ganz geöffnet sind, wirkt es, als reiche das Arbeitszimmer bis zu der Fensterfront. Macht man sie zu, ist das Thema Arbeiten im Erdgeschoss schnell vergessen. Dank dieser Konzeption bestimmt der Kubus die gesamte Raumstimmung und beeinflusst auch die Raumakustik positiv. Ein Wohnelement, das dank seiner vielfältigen Funktionen und verschiedenen Gesichter den großen, offenen Wohnraum perfekt in Szene setzt.
Das Untergeschoss, in dem früher auf 180 qm das Schwimmbad, der Keller, die Bar und der Saunabereich untergebracht waren, wurde in einen Kaltkeller und einen gartenseitig ausgebauten Bereich geteilt. Mit aufwändigen Betonschneideverfahren wurde ein Raumteil gartenseitig abgetrennt, so dass auf der verbleibenden Mauerbasis eine Steinterrasse kreiert werden konnte. Zusammen mit der neuen Gartentreppe schafft diese einen fließenden Übergang vom Erdgeschoss zum Garten. Der Garten ist über den Findlingsverbau wiederum an das Untergeschoss angebunden. Zusätzlich eingeschnittene Fensterbänder lassen bis in die Abendstunden Westsonne herein scheinen. So wurde ein Großteil des unteren Geschosses zum großzügigen Gästeapartment mit Sauna, Bad mit Bezug zum Garten und einer kleinen Werkecke. Und auch hier wurden Teile aus dem Originalzustand verwendet: die alten Bisazza-Wand-Mosaiks des Schwimmbades wurden freigestellt und gekonnt in Szene gesetzt – eine Wandverkleidung mit historischem Flair. Innovativ-ökologische wie auch historische Elemente ziehen sich wie ein Band durch alle drei Etagen der Villa und zeugen von kreativer Geradlinigkeit.
Von 2010 bis 2011 wurde diese alte Villa in Heidelberg saniert. Das Ergebnis: Ein Haus, das sich trotz kubischer Form perfekt in die gründerzeitgeprägte Umgebung integriert und das seinen Bewohnern einen gesunden, harmonischen und doch exklusiven Lebensraum bietet, der viel Platz für Spaß am Leben lässt.
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