Am Anfang stand der Wunsch, einen Rückzugs-Ort innerhalb der Goethe-Universität zu schaffen, an dem Vertreterinnen und Vertreter aller Religionen und Kulturen sich begegnen können. Einen solchen Ort gibt es an deutschen Universitäten in dieser Form noch nicht. Ein offenes Haus, ein „Haus der Stille“, an dem man zusammenkommen kann, um gemeinsam zu schweigen, zu meditieren oder zu beten.
„Das Interkulturelle Begegnungszentrum auf dem Campus Westend ist ein an deutschen Universitäten einzigartiges Gebäude mit Vorbildcharakter. Das Haus der Stille leistet seinen eigenen, wichtigen Beitrag zur Integration der auf dem Campus arbeitenden, lebenden, studierenden und lehrenden Menschen aus gut 130 Nationen dieser Welt. Es ist ein gelungener Beitrag des Bau- und Investitionsprogramms HEUREKA für die Entwicklung zu einer internationalen und weltoffenen Universität in einer pluralen Wissensgesellschaft“, sagte die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann anlässlich der Eröffnung am 5. Oktober 2010.
Finanzminister a.D. Karlheinz Weimar bekannte in seiner Rede, das Projekt habe ihn von Anfang an sehr angesprochen: „Wenn wir derzeit in Deutschland intensiv über Fragen der Integration diskutieren, dann stellt das Haus der Stille einen lebendigen und sichtbaren Beitrag zur Lösung solcher Fragen dar. Ich bin sehr froh, dass dieses Haus so realisiert werden konnte. Es ist Ausdruck des Wunsches über das Trennende zwischen den Kulturen hinaus auch das Verbindende zu sehen.“
Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl machte deutlich, dass die Goethe-Universität das Haus der Stille als wichtige Ergänzung des Bauensembles auf dem Campus Westend betrachtet: „Als eine Universität, die sich ausdrücklich zur Internationalität bekennt, bin ich sehr froh, dass wir heute das Haus der Stille eröffnen können. Ich hoffe, dass von diesem Ort jene integrative und damit auch verständigende Kraft ausgeht, die die Vordenker dieses Projekts sich gewünscht haben.“
Prof. Rudolf Steinberg betonte als Vorsitzender des Kuratoriums des Vereins für Interreligiösen Dialog, das Haus entfalte in seiner jetzigen Gestalt eine besondere symbolische Kraft. Er hoffe, dass das Haus der Stille ein Ort werde, in dem sich vor allem junge Menschen unterschiedlichen Glaubens im Geiste des Respekts und der gegenseitigen Rücksichtnahme begegneten. Als früherer Universitätspräsident hatte Steinberg maßgeblich an dem Zustandekommen dieses außergewöhnlichen Projekts mitgewirkt.
Pfarrer Eugen Eckert von der Evangelischen Studierendengemeinde, der das Projekt von Anfang an mit seinem Kollegen von der Katholischen Hochschulgemeinde, insbesondere Pater Löwenstein, mitgestaltet hat, bezeichnet den Entstehungsprozess des Gebäudes als bemerkenswert, weil in den Planungsprozess von Anfang an auch Vertreter der jüdischen und muslimischen Gemeinden einbezogen waren. Dieser „Runde Tisch“, der durch die AStA-Vorsitzenden und die Leitung der Goethe-Universität bereichert wurde, entwickelte in partnerschaftlich guter Debatte und kreativem Austausch mit dem Architekten Ludwig Karl das „Haus der Stille“, wie es jetzt eröffnet wird.
Der Münchener Architekt Ludwig Karl (Karl + Probst), der das Gebäude entwarf, beschreibt das Konzept so:
„Wesentliche Grundidee des Begegnungsraums ist es, für die Menschen aller Religionen und Kulturen einen gemeinsamen Ort für Meditation, Gebet und Zusammenkünfte zu schaffen und dadurch Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen zu bauen. Diese interkulturelle Ausrichtung verzichtet dabei ganz bewusst auf jegliche bildliche oder figürliche Darstellungen einzelner Religionen. Umso mehr fällt dem Baukörper und dem Innenraum die Aufgabe zu, die Besonderheit des Ortes auszudrücken.“
Alle Beteiligten waren sich einig, dass dies in vorbildlicher Weise an der Goethe-Universität gelungen sei: Ein architektonisches Kleinod, ein gelungenes Konzept, ein vorbildliches Projekt.
Alle Fotografien // Stefan Marquardt
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