Eine innovative Schwenkbrücke über den Fluss Hull wurde für den Publikumsverkehr freigegeben und sie hält für den Fußgänger eine einzigartige Erfahrung bereit: Er kann die Brücke begehen, während sie sich für den Schiffsverkehr öffnet und schließt – vermutlich die erste der Welt in dieser Art.
Die Brücke aus schwarzem Stahl hat einen unverwechselbaren, robusten Charakter und eine geschwungene Form, die sie zu einem unvergesslichen Wahrzeichen von Hull macht, einer Stadt mit industrieller und maritimer Tradition.
Als siegreicher Teilnehmer eines internationalen 3-stufigen Entwurf-Wettbewerbs im Jahr 2005 wurde die Brücke nach dem ursprünglichen Konzept des Wettbewerbsteams gebaut – dem hauptverantwortlichen Bauunternehmen Quater Hall (Ingenieursplanung Mechanik und Elektrik), den Architekten McDowell+Benedetti und den Tragwerkplanern von Alan Baxter Associates. Der Entwurf schließt einen durch die Landschaftsarchitekten Grontmij gestalteten Garten und öffentlichen Platz, Beleuchtung von Sutton Vane Associates und ein integriertes öffentliches Kunstwerk von Nayan Kulkami ein.
In Kingston upon Hull, östlich von Hulls Stadtzentrum gelegen, verbindet die Brücke Hulls denkmalgeschützte Altstadt mit dem unerschlossenen Industriegebiet des östlichen Ufers. Geplant als erste Stufe eines weiterreichenden Gesamtkonzepts soll die Brücke das Potenzial des Uferbereichs erschließen, um eine umfassende Neugestaltung in den Gebieten östlich des Zentrums einzuleiten. Scale Lane Staith am Westufer wurde bereits durch eine Reihe von Treppengärten umgestaltet, die zu einem neuen öffentlichen Platz an der Schwelle der Brücke führen. Die Brücke bietet einen Fußweg, der das Museumsquartier des Westufers mit der Hauptattraktion Hulls verbindet, „The Deep“.
Der Fluss Hull hat einen Tidenhub von nahezu 7 Metern und offene Schlammbänke an der Westseite. Der Trommelbereich der Brücke mit 16 Meter Durchmesser sitzt eingepasst ins erhöhte Flussbett des Westufers und überspannt das Wasser 35 Meter bis zur Ostseite. Der stachelförmige Brückenarm reicht in leichtem Bogen über den Fluss und ermöglicht so kleineren Schiffen die Durchfahrt, ohne dass die Brücke geöffnet werden müsste, und dreht sich langsam, gesteuert von einem elektrischen Antrieb, aus der Fahrrinne, wenn nötig.
Die geschwungene Form der Brücke offeriert den Fußgängern zwei großzügig bemessene Wege: einen sanft geneigten und einen kürzeren, abgetreppten Übergang. Eine mit einer umlaufenden Stahlbalustrade versehene Aussichtsplattform auf dem Dach der Brückentrommel vermittelt das Gefühl, an Deck eines Ozeandampfers zu sein.
Der zentrale Bereich des Brückenarmes bietet zahlreiche Sitzmöglichkeiten, die es den Passanten ermöglichen, auf ihrem Weg zu pausieren und sich an dem Blick auf die Flusslandschaft zu erfreuen. Nachts wird der Brückenarm mit seinem hinterleuchteten Lichtbogen zu einem Kennzeichen der Brücke.
Der Künstler Nayan Kulkarni hat ein öffentliches Kunstwerk für die Brücke entworfen; eine Klanglandschaft, die den Besucher den Flussraum genießen lässt. Wenn die Brücke geöffnet wird, ertönt eine neue, immer raschere Abfolge rhythmischen Glockenklingens, das mit einem von den Lichtspezialisten Sutton Vance Associates entwickelten, pulsierenden Licht gekoppelt ist. Dies hat seinen ganz praktischen Grund darin, die Fußgänger vor der gleich einsetzenden Drehbewegung zu warnen und es erhöht den dramatischen Effekt der Fahrt.
Photo Credits: Timothy Soar
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