Die Großskulptur „Tiger and Turtle – Magic Mountain“ von Heike Mutter und Ulrich Genth: Die elegant geschwungene Gestalt einer Achterbahn markiert seit kurzem weithin sichtbar den höchsten Punkt der parkartig gestalteten Heinrich Hildebrand Höhe im Süden Duisburgs. Die rasanten Schwünge und Kurven des Bauwerks schreiben sich wie eine Signatur in die Landschaft ein und winden sich bis auf eine Höhe von 21 Metern empor. Von Ferne erweckt der metallisch glänzende Track den Eindruck von Geschwindigkeit und außergewöhnlicher Beschleunigung.
Betrachtet man ihn aus der Nähe, erweist sich die vermeintliche Fahrspur als Treppe, die kunstvoll dem verschlungenen Verlauf der Achterbahnfigur folgt. Der Besucher kann das Bauwerk also nur zu Fuß ersteigen. Obwohl der Parcours eine geschlossene Schleife beschreibt, ist es nicht möglich ihn zu vollenden, da sich der Looping als physische Grenze erweist. Oben, am höchsten begehbaren Punkt der Skulptur – in 45 Metern Höhe über der Ebene – wird der Besucher mit einem atemberaubenden Ausblick in die Landschaft des westlichen Ruhrgebiets belohnt.
„Tiger and Turtle“ nimmt über die in ihm angelegte Dialektik von Geschwindigkeit und Stillstand Bezug auf die Umbruchsituation in der Region und deren Wandel durch Rückbau und Umstrukturierung. Indem die Skulptur die dem Bild der Achterbahn anhaftenden Erwartungen ad absurdum führt, reflektiert sie ihre eigene Rolle als potentielles überregionales Wahrzeichen, welches zwangsläufig als Bild vereinnahmt wird. Sie stellt der Logik des ewigen Wachstums eine absurd-‐widersprüchliche Struktur entgegen, die sich einer eindeutigen Interpretation widersetzt.
Mit ihren 44 x 37 Metern Grundfläche und 21 Metern Bauhöhe ist die Skulptur nicht nur eine der größten Deutschlands, sondern zugleich auch eine Meisterleistung der Ingenieurskunst. Insbesondere der in Zusammenarbeit mit Arnold Walz entwickelte Entwurf der Treppe, die sich logisch und elegant durch die an keiner Stelle gleiche dreidimensionale Figur windet, stellte eine so noch nie zuvor gemeisterte Herausforderung dar.
Heike Mutter und Ulrich Genth entwickeln seit nunmehr acht Jahren gemeinsam künstlerische Projekte für den öffentlichen Raum und für Ausstellungsräume. Ihre Arbeiten sind orts-‐ und kontextbezogen angelegt und reflektieren in vielfältiger Weise die Bedingungen von Öffentlichkeit. Das Künstlerduo lebt und arbeitet seit 2007 in Hamburg, wo Heike Mutter eine Professur an der Hochschule für bildende Künste inne hat.
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