Architekturkonzept für ein etwas anderes Baumhaus

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Die japanischen Hironaka Ogawa Architekten haben uns ihr neuestes Projekt zukommen lassen: Das Hausbaum

In diesem Projekt sollte ein Neubau als Erweiterung für ein 35 Jahre altes Haus entstehen. Den Auftrag dazu gaben mir die Tochter der Familie, die das Gebäude damals errichtete, und ihr Mann.

Ein Keaki- und ein Kampferbaum stehen seit Erbauung des ursprünglichen Hauses auf dem Grundstück der Familie der Kundin. Ohne das Fällen der Riesen schien es unmöglich, den Anbau zu errichten. Nachdem ich also den Auftrag für einen Bauentwurf angenommen hatte, überlegte ich mir mehrere Gestaltungsvarianten – ohne das Stück Land jedoch selbst gesehen zu haben. Sobald ich persönlich einen Blick auf das Grundstück geworfen hatte, zerstreuten sich alle Pläne sofort wieder.

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Diese beiden Bäume standen fest an ihrem Platz und sie hatten eine Geschichte: Die Tochter des Hauses erinnert sich, als junges Mädchen in ihnen geklettert zu sein. Sie färbten den Garten bunt und für 35 Jahre wachten sie über die Familie und wuchsen zusammen mit ihr.
Deshalb wurde es das Hauptthema für mein Architekturkonzept, die Bäume mit in die Errichtung eines neuen Zuhauses für die Kundin einzubeziehen.

Im Einzelnen bedeutete das, dass ich beide Bäume fällen ließ ohne den Stamm oder die Äste dabei zu verletzen. Um ihren Wassergehalt zu reduzieren, wurden die Hölzer für zwei Wochen geräuchert und dann getrocknet. Ich ließ beide Gewächse wieder an ihrem angestammten Platz aufstellen, um sie als Hauptstützen im Wohn- und Esszimmer und der Küche zu nutzen.

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Um den ursprünglichen Standort der Bäume hervorzuheben, verlagerte ich den Neubau um 70 Zentimeter in den Boden. Die Höhe des Anbaus ist demzufolge niedriger als die des Haupthauses, obwohl beide eine Deckenhöhe von vier Metern aufweisen.

Das Räuchern und der Trocknungsprozess wurden nebenbei bemerkt in einem Trockenofen in derselben Präfektur, in der sie auch wuchsen, vorgenommen. Der Keaki- und der Kampferbaum mussten die Kagawa-Präfektur also nicht einmal verlassen. Die Kundin bat außerdem einen Shinto-Priester des nahegelegenen Schreines, böse Geister zu vertreiben, die aufgrund des Fällens auftauchen könnten. Diese in manchen Augen vielleicht übertriebene Maßnahme beweist in jedem Fall eine große Liebe zu und Verbundenheit mit diesen Pflanzen. Falls ihr Haus also irgendwann einmal zerstört werden sollte, werden die Nachfahren der Kundin mit Sicherheit das Holz der beiden Riesen in irgendeiner Form wiederverwenden.

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Photo Credit: Daici Ano

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