Am 1. Mai eröffnet in Shanghai, China, die Expo 2010. Österreich präsentiert sich mit einem Bau der Wiener Architekten SPAN & Zeytinoglu, der den Besuchern ein vielfältiges und komplexes räumliches Erlebnis eröffnet. Der Entwurf umfasst ebenso das gesamte Interior Design und wesentliche Teile der Innenausstattung. Dem Gebäude und den Designobjekten liegen komplexe digitale Modelle zugrunde. Die Umsetzung vor Ort verlief dank ausgefeilter Logistik reibungslos und unter Einhaltung des Budgetrahmens.
Mit einem Ausstellungspavillon der Architekten SPAN & Zeytinoglu sorgt Österreich in Shanghai für Aufsehen. „Wir freuen uns, dass der Entwurf vor Ort sehr präzise umgesetzt wurde“, so Arkan Zeytinoglu. Mit 10 Millionen Porzellanfliesen überzogen, präsentiert sich der Bau als ein nahtlos schimmerndes Gebäude, das Eleganz und Futuristik auf spektakuläre Weise in Einklang bringt. Dahinter steckt ein ausgefeiltes Softwarepaket, das für dieses Gebäude weltweit erstmals zum Einsatz kam: SPAN & Zeytinoglu arbeiten in der Entwurfsphase in erster Linie digital. Das bietet ihnen die Möglichkeit, Erkenntnisse aus der Topologie – der Erforschung komplex gekrümmter natürlicher Flächen – in die Planung zu integrieren. „Der Österreich-Pavillon spiegelt diese Praxis unmittelbar wider“, erklärt Sandra Manninger von SPAN: „Seine organischen, kurvilinearen Formen und der kontinuierliche Fluss zwischen den Räumen beruhen auf in der Natur vorhandenen geometrischen Systemen.“
Der Entwurf von SPAN & Zeytinoglu umfasst neben der Architektur das gesamte Interior Design inklusive Restaurant, Shop und VIP-Area sowie Ausstellungs- und Bürobereich. Als Teile der Innenausstattung wurden die Restaurant- und VIP-Bar, das Shop Desk, das Infodesk am Ausgang, die modulare Sitzlounge im VIP-Bereich und das Empfangspult in der VIP-Lobby entworfen. „Auch wenn die Objekte eigenständigen Wert besitzen, ist ihre Einbindung in die Architektur essentiell: Räume und Objekte stehen in einer symbiotischen Beziehung und werten sich gegenseitig auf“, erklärt Matias del Campo von SPAN. Die Designobjekte bestehen aus CNC-gefrästem Polyurethan und sind mit Kunstharz beschichtet. CNC (Computer Numerical Control) ist eine Technologie, die ursprünglich für den Flugzeugbau entwickelt wurde. Sie ist in der Lage, digital generierte, komplex gekrümmte Objekte sehr präzise umzusetzen.
Über zehn Millionen Fliesen überziehen die Außenfassade des Pavillons mit einer von rot nach weiß changierenden Porzellanhaut. Die Verkleidung der komplex gekrümmten Fläche – sie umfasst den gesamten Außenbereich und das Dach – wurde durch die Wahl sehr kleiner hexagonaler Module möglich. Es entsteht der Eindruck einer nahtlosen Oberfläche, obwohl das Gegenteil der Fall ist: 60 Millionen Fugen sorgen für eine regelmäßige Verteilung der Spannungskräfte in der Fassade. Zugleich ist die Gestaltung eine Anspielung an die Tradition chinesischer Porzellanexporte nach Europa.
Der Entwurf von SPAN & Zeytinoglu war 2008 aus einem EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerb mit einstimmigem Juryentscheid als Siegerprojekt hervorgegangen. Die ArchitektInnen erhielten damit die Chance, die kulturelle Identität Österreichs in einem globalen Kontext begreifbar zu machen. Es ist die erste Weltausstellung, die China veranstaltet. Mit mehr als 240 Teilnehmern, einem Budget von über drei Milliarden Euro und erwarteten 70 Millionen Besuchern ist es die größte Expo aller Zeiten.
SPAN & Zeytinoglu: „Österreich – Sinne im Gleichklang“ Österreichischer Pavillon auf der Expo Shanghai 2010
Projektleitung: Alexander Jarau
Projektteam: Oliver Bertram, Jakub Bräuer, Cornelia Faisst, Manfred Hermann, Regina Kiem, Adam Vukmanov
Bauherrin: Wirtschaftskammer Österreich (WKO)
Standort: Stand-Alone-Pavillon in Zone C (bei Lupu-Brücke)
Planungsbeginn: 2008
Baubeginn: 2009
Fertigstellung: 2010
Grundstücksfläche: 2.314 m2
Nutzfläche: 1.834 m2
Bruttogeschossfläche: 2.227 m2
Generalunternehmer: Alpine Mayreder Construction Co.
Auftraggeber/Nutzer: EXPO Office Austria
Local Design: Institute Shanghai Xian Dai Architectural Design Group
Statik: Thomas Lorenz ZT GmbH, Graz
HKLS-Planung: Ingenieurbüro Lakata GmbH, Villach
Elektroplanung: EPG Elektroplanungs GmbH, Spittal/Drau
Bauphysik: Vatter & Partner ZT KEG, Gleisdorf
Matias del Campo, geboren 1970 in Santiago, Chile, studierte Architektur an der Universität für angewandte Kunst Wien. Seit 2003 Projekte, Ausstellungen und Publikationen unter dem Label SPAN gemeinsam mit Sandra Manninger. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, 2008 Kurator, ABB Architecture Biennale Beijing. Seit 2008 Gastprofessor für Architekturentwurf am Dessau Institute of Architecture.
Sandra Manninger, geboren 1970 in Graz, studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Zahlreiche Projekte, Ausstellungen und Publikationen in Zusammenarbeit mit Matias del Campo unter dem Label SPAN. Mehrfach ausgezeichnet für die Architekturentwürfe von SPAN. Seit 2008 Gastprofessorin für Architekturentwurf am Genetic Architecure Studio, ESARQ, Barcelona.
Arkan Zeytinoglu, geboren 1968 in Klagenfurt, studierte Architektur an der Technischen Universität Graz, anschließend „5th Year Design Studio“ an der Cooper Union in New York. Generalplaner für private und staatliche Bauherren im Bereich Architektur und Interior Design, Konzeption und Umsetzung von Hotel- und Resortprojekten im In- und im Ausland. Seit 1995 Büro in Wien, Partnerbüros in Wien und im Ausland.
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