Das Schweizer Künstlerpaar Sabina Lang und Daniel Baumann (L/B) hat für die Schweizerische Landesausstellung Expo.02 das Hotel Everland geschaffen. Während über vier Monaten haben Besucher Nacht für Nacht das künstlerische Angebot genutzt, nicht als blosse Übernachtungsmöglichkeit, sondern als Lebenskunstwerk. In detailverliebter Handarbeit erstellt, bot das Hotel ein einmaliges Erlebnis, verbunden mit einem gehobenen Service. Von weitem her erkennbar, besass der kleine Bau skulpturale und architektonische Qualitäten und setzte einen von weit her sichtbaren Akzent im Ausstellungsgelände von Yverdon-les-Bains. Nichtsdestotrotz war das Everland ein richtig funktionierendes Hotel mit nur einem Zimmer. Glücklich waren jene, die schnell genug waren, um sich eine Übernachtung zu sichern. Bloss hundertneunundfünfzig Nächte standen während der Schweizerischen Landesausstellung im Angebot.
Als Distributionssystem wurde das Internet als eine gegenwärtige Form gesellschaftlicher Vernetzung gewählt. Dadurch sollte ein möglichst offenes Gästeprofil gewährleistet werden. Nach dem Zufallsprinzip wurde jeweils zur vollen Stunde täglich eine Nacht zur Buchung freigegeben. Mehrere Male wurde der Server in der Absicht angegriffen, das Reservationssystem zu untergraben. Die allerletzte Nacht wurde sogar online versteigert und erreichte einen Kaufpreis von mehreren Tausend Franken. Man kann von einem eigentlichen Everland-Fieber sprechen, das im Sommer 2002 in der Schweiz grassierte. In den Medien wurde breit darüber berichtet und im Gästebuch sind die euphorischen Erinnerungen der Kunstträumer aufgezeichnet: Sie hatten es nicht nur geschafft zu den wenigen, stolzen Privilegierten zu gehören, nein, sie wurden offenbar zu Bewunderern einer in ihrem handwerklichen Eifer schier anachronistisch anmutenden Form von künstlerischer Architektur.
Nach der Expo.02 wanderte der Hotelcubus nach Leibzig auf die Dachterrasse der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Danach zog es wieder um und zwar nach Paris auf das Dach des Palais de Tokyo. Dort oben thront der künstlerische Hotelcontainer mit einem unverwechselbaren 70er Jahre Stil. Endlich ein erwürdiger Platz für das Everland Hotel mit seinem riesigen Panorama Fenster. Mit einem Kran wurde es in filigraner millimeter Arbeit auf seinem Platz gehievt.
Jetzt kann jeder, der eine Buchung über Internet bekommt, in vollen Zügen genießen. Mit einem einmaligen Ausblick über Paris mit einem einmaligen Hotel. Bis Ende des Jahres 2008 kann man das Everland für jeweils eine Nacht buchen. Bei einem Preis zwischen 333 Euro (Sonntag, Dienstag, Mittwoch) und 444 Euro (Donnerstag, Freitag, Samstag) ist die reich bestückte Minibar gratis und das Frühstück wird aufs Zimmer gelliefert.
Zusätzlich steht eine persönlich zusammengestellte Plattensammlung bereit. Bezogen werden kann das Hotel jeweils erst gegen Abend, weil es während der Öffnungszeiten des Museums von allen Besuchern besichtigt werden kann.
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