In dem unscheinbaren Gebäude 64 in Sindelfingen (bei Stuttgart) steht der modernste Fahrsimulator der Welt. Was sich wie eine verschwörerische geheime US-Basis in Nevada anhört, in der es keinen Zutritt gibt, durften meine Bloggerkollegen und ich am Mercedes-Benz TecDay ausgiebig besichtigen. Natürlich konnten wir die alle unterschiedlichen Fahrsimulatoren auch in Aktion testen. Darunter auch das Highlight der „Moving-base“-Simulator. Dieser verfügt über ein hochdynamisches Bewegungssystem und eine 360°-Projektion. Dies erlaubt die realistische Simulation verschiedenster Fahrsituationen, unter anderem auch von dynamischen Fahrmanövern wie Slalom oder Spurwechseln.
Der Erprobungsraum des schwarzen Simulators ist als Hexapod auf sechs beweglichen Stützen untergebracht. Dieser hat einen Durchmesser von ganzen 7,5 Metern. In ihm befindet sich ein komplettes Mercedes-Modell, in dem der Testfahrer Platz nimmt, sowie die 360°-Projektionswand, auf der der Straßenverkehr realitätsgetreu mit bewegten Fußgängern, Gegenverkehr und Häusern dargestellt wird.
Die Steuereinrichtungen des Fahrzeugs sind über Datenleitungen mit der Computersteuerung des Fahrsimulators verbunden. Lenkt der Testfahrer, gibt er Gas oder betätigt er die Bremse, werden diese Reaktionen von der Computersteuerung registriert und haben Auswirkungen wie im realen Verkehr. Die dargestellte Szenerie ändert sich ständig, und der bewegliche Raum simuliert die Lage des Autos zum Untergrund, beispielsweise das Einnicken beim Bremsen oder Seitenneigung bei schneller Kurvenfahrt. Über 1.000-mal pro Sekunde berechnet der Computer das Fahrverhalten des Autos und erteilt der Elektrik die entsprechenden Befehle. Sie bewegt die Anlage mit einer Geschwindigkeit von maximal zehn Metern pro Sekunde (36 km/h) um bis zu zwölf Meter in Querrichtung, sodass beispielsweise auch Doppelspurwechsel simuliert werden können.
Warum Mercedes-Benz ein 160 Millionen-Euro teuren Fahrsimulationszentrum baut, fragten wir uns. Eigentlich ganz logisch. Sehr schnell können Entwicklungen von neuen Modellen so realitätsnah getestet werden. Fahrwerksabstimmungen sind in Kürze an echten menschlichen Empfinden möglich. Außerdem macht dies einen riesigen Spaß, wie man in den Videos erkennen kann.
Mit einem Ride-Simulator können die Fahrten von digitalen Prototypen zum Beispiel über unebene Straßen subjektiv bewertet werden. Die Mercedes-Fachleute füttern den Simulator dafür mit den Daten der Oberflächen realer Teststrecken sowie den notwendigen Fahrwerks- und Funktionsdaten von Fahrzeugmodellen. Fahrer und Beifahrer können auf den beiden Sitzen des Prüfstands Platz nehmen und so rein digital, aber dennoch wirklichkeitsgetreu Testfahrten absolvieren. Denn die Fahrzeugsitze, die auf einem Hexapod mit elektrischen Stellern montiert sind, bewegen sich so wie von den digitalen Prototypen vorgegeben.
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