BBI-Infotower von Kusus + Kusus Architekten

© A. Obst / M. Schmieding

Der neue Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) ist ein wichtiger Meilenstein für die zukünftige Entwicklung der Hauptstadtregion, die bereits jetzt international für ihr Entwicklungspotential, Kultur, Lebensfreude, Innovation und zukunftsweisende Trends bekannt ist. Der BBI-Infotower, umgesetzt von den Kusus + Kusus Architekten, am neuen Hauptstadt Airport soll diese positiven Eigenschaften als Zeichen für den Flughafen und damit auch für die ganze Region verkörpern und weit über die Grenzen der Großbaustelle hinaus ausstrahlen. Er soll sowohl für Besucher, die sich auf dem Landweg nähern, als auch für die Passagiere der darüber fliegenden Flugzeuge Tag und Nacht präsent sein.

© Ulrich Schwarz; Berlin

Der Infotower soll Besuchern die Möglichkeit geben, das Geschehen auf der Baustelle des neuen Flughafens von oben zu verfolgen. Ein Aufzug und eine Wendeltreppe erschließen die beiden Aussichtsplattformen – eine eingehauste Plattform und eine offene Aussichtsplattform auf dem Dach in 31 Metern Höhe. Von hier aus bieten sich spektakuläre Ausblicke auf den „wachsenden“ neuen Flughafen. Der Besucher befindet sich dann in etwa auf einer Höhe mit den umliegenden Baukränen und gewinnt ganz neue Einblicke in das Baugeschehen. Im dazugehörigen Besucherzentrum kam man sich anhand von Ausstellungstafeln und Modellen über den zukünftigen Flughafen informieren können.

© A. Obst / M. Schmieding

Die Reduzierung des Gebäudeensembles aus Turm und Flachbau auf im Grundriss geometrische Grundformen erleichtert die Erkennbarkeit aus der Luft, hebt den Infotower auch von oben aus der heterogenen Fläche der Großbaustelle deutlich hervor und macht ihn zu einem einprägsamen, wiedererkennbarem Zeichen. Die nach oben, zum Himmel strebende Form des Aussichtsturms entsteht durch die konzentrische Rotation sich nach oben vergrößernder gleichschenkliger Dreiecke, die je Ebene um sechs Grad gegen den Uhrzeigersinn verdreht werden. Die dadurch entstehende ungewöhnliche und markante Form des Baukörpers, stellen sicher, dass sich der Infotower während der Bauphase als eigenständiges Element auf der Großbaustelle behaupten wird. Durch die Verdrehung und Größenänderung der dreieckigen Grundform entstehen aus jeder Blickrichtung unterschiedliche spektakuläre Perspektiven. Die Dynamik der Verdrehung und die in den Himmel strebende Form des Infotowers lassen bewusst Assoziationen mit Turbinen, Luftwirbeln und Propellerrotationen zu. So wird das zentrale Thema des Standortes aufgegriffen und mit architektonischen Mitteln interpretiert.

© Ulrich Schwarz; Berlin

Das gewählte Fassadenmaterial unterstreicht die konzeptuellen Ansätze. Die „immaterielle“ Folienhülle aus einlagiger ETFE-Membran stärkt die dynamische Form des Infotowers, gibt ihm ein leichtes und transparentes Erscheinungsbild und ermöglicht eine spektakuläre Illuminierung. Die zunächst transparente Membran wird mit weißen Fluorkunststoffen bedruckt, wodurch jeder Grad der Lichtdurchlässigkeit und Farbintensität erreicht werden kann. Die Membran ermöglicht somit Blicke in das Innere des Turmes und natürlich auch spektakuläre Ausblicke. Die neuartige Form und das innovative Material des Infotowers sollen für das neue und junge Berlin und die Zukunft der Region Berlin-Brandenburg stehen.

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Der zylindrische Aufzugskern aus Stahlbeton trägt und stabilisiert den Aussichtsturm. Die gewendelte Stahltreppe wird als auskragende Konstruktion an den Zylinder montiert. Die Tragkonstruktion der beiden Aussichtsplattformen besteht aus Fachwerkträgern und entsprechenden Trägerlagen, die durch an den Zylinder angesetzte Streben getragen werden. Die Fassadenmembran ist geschossweise zwischen dreieckige Stahlrahmen gespannt, die an die Tragkonstruktion der Plattformen anbinden und über Streben am Aufzugskern ausgesteift werden. Das Stahltragwerk greift die Dreiecksform des Turmes konsequent auf und unterstreicht so den architektonischen Ansatz und Raumeindruck. Der runde tragende Betonkern und die um den Kern laufende Stahlwendeltreppe bilden die Achse des Turmes, um die die dreieckigen Tragrahmen der Fassade rotieren. Die Stahlkonstruktion ist elementarer Bestandteil des architektonischen Ausdruckes – alle konstruktiven Elemente sind sichtbar und formal mit der Architektur abgestimmt. Form und Konstruktion verschmelzen zu einem stimmigen Ganzen.

© Ulrich Schwarz; Berlin

Die ausgefallene Form des Infotowers wird dabei durch das Stahltragwerk noch gesteigert. Besonders im Turminneren verstärkt die um den tragenden Betonkern rotierende Stahlkonstruktion die Raumwirkung und Dynamik des Turmes. Dabei harmoniert das Tragwerk mit der Turmgeometrie und wurde soweit minimiert, dass der Turm die gewünschte filigrane, leichte und transparente Anmutung hat. Die Dreiecksrahmen der Fassadenkonstruktion sind auf die jeweils kleinsten Querschnitte entsprechend dem Momentenverlauf reduziert, um größtmögliche Leichtigkeit und auch Wirtschaftlichkeit zu erzielen und ganz bewusst die Materialoptimierung zu zeigen. Von außen ist die Konstruktion kaum zu spüren, um die Membran-Bespannung des Turmes für sich wirken zu lassen und den Turm leicht und immateriell erscheinen zu lassen. Die Verschmelzung von Form und Konstruktion und die ungewöhnliche Formensprache des BBI-Infotowers waren nur durch eine Stahlkonstruktion erreichbar, die sich optimal mit dem tragenden Betonkern und der Fassadenmembrane kombinieren lässt. Durch die dadurch mögliche Vorfertigung der Konstruktion war eine Optimierung des Bauablaufes möglich.

© A. Obst / M. Schmieding

Daten + Fakten

  • Bauzeit: April – November 2007
  • Bruttorauminhalt: 3492 m³
  • BGF: 544 m²
  • NF: 287 m²
  • Baukosten (KG 300/400): ca. 2 Mio. Euro
  • Höhe: 32 Meter
  • Durchmesser Betonkern: 3,05 Meter
  • Kantenlänge Turm: 11 Meter (EG) bis 16 Meter (Dach)
  • Eingehauste Plattform in 27,74 Meter Höhe
  • Offene Aussichtsplattform in 30,80 Meter Höhe

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